Mildere Inflation verschafft Bitcoin Spielraum für Kursgewinne, doch Abwärtsrisiken lauern im Hintergrund: Analysten

Bitcoin stieg, nachdem der US-Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich um 3,0 % gestiegen war, was leicht unter der Schätzung von 3,1 % lag, und trotz des anhaltenden Regierungsstillstands wichtige Inflationsdaten lieferte.

BTC, das vor der Veröffentlichung wieder die Marke von 110,000 USD erreicht hatte, stieg zunächst weiter an und wurde am Freitag im unteren bis mittleren Bereich von 111,000 USD gehandelt, während Ether sich laut Preisdaten der 4,000 USD-Marke näherte. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung ist Bitcoin auf etwa 110,500 USD zurückgegangen.

Analysten sagten, dass der CPI-Bericht einen wichtigen politischen Unsicherheitsfaktor beseitigt habe, auch wenn strukturelle Marktrisiken bestehen bleiben. Nic Puckrin, Mitbegründer von The Coin Bureau, nannte die Veröffentlichung „den einflussreichsten Inflationsbericht des Jahres“ und sagte, sie verringere die Unsicherheit, die durch die Blockade der US-Regierung entstanden sei. Sie ebne zudem den Weg für einen verlängerten Lockerungszyklus der Fed, auf den Risikoanlagen gewartet hätten, fügte er hinzu.

„Dieser Bericht beseitigt endlich einen Teil dieser Unsicherheit“, sagte Puckrin in einer Stellungnahme. „Er bereitet den Boden dafür, dass das FOMC seinen Zinssenkungszyklus über die nächste Woche hinaus fortsetzen kann, und genau darauf haben Risikoanlagen gewartet, um ihre Rallye wieder aufzunehmen.“

Weiterhin argumentierte Puckrin, dass ein nachhaltiger Anstieg über 116,500 USD die Tür für ein neues Bitcoin-Allzeithoch öffnen würde. „Wenn wir ins Wochenende gehen und die Liquidität abnimmt, könnten wir einen deutlichen Anstieg sehen, da Investoren von Gold in Bitcoin umschichten – vorausgesetzt, es tauchen keine negativen Schlagzeilen auf“, merkte der Gründer von Coin Bureau an.

Tatsächlich stieg die gesamte Marktkapitalisierung des Kryptomarktes nach der Veröffentlichung leicht an, obwohl die Gewinne auf einige wenige Large-Cap-Token konzentriert blieben.

Anhaltende Risiken 

Dennoch mahnten einige Experten zur Vorsicht. Vor dem CPI-Bericht hatte Timothy Misir, Leiter der Forschung bei BRN, gesagt, der Markt befinde sich weiterhin in einer „Proof-of-Conviction-Phase“.

Die offenen Positionen bei Optionen bewegten sich laut Misir nahe an Rekordständen, was Händler mit Short-Gamma-Positionen anfällig für schnelle, übergroße Intraday-Bewegungen mache, falls der Preis auf konzentrierte Liquidationscluster trifft – insbesondere um 114,000 USD. Die Verteilung von langfristigen Haltern wirkt laut dem BRN-Analysten weiterhin als Gegengewicht zur ETF-Nachfrage und zur Akkumulation im mittleren Bereich.

„Der heutige Bericht beseitigt einen wichtigen politischen Unsicherheitsfaktor, aber die strukturellen Schwächen des Marktes bleiben bestehen“, schrieb er in einer Notiz. „Erhöhte offene Optionen und anhaltende Verkäufe von LTH bedeuten, dass Rallyes schnell verstärkt oder umgekehrt werden können.“

Bezüglich der Aktivitäten von Walen sagte Misir, dass mittlere „Dolphin“-Wallets (100–1,000 BTC) in diesem Jahr erheblich akkumuliert hätten und nun etwa 26 % des zirkulierenden Angebots halten. Diese Gruppe war der marginale Käufer, könnte aber eine Pause einlegen und so das Momentum abschwächen.

Ströme und Onchain-Metriken zeigten ein gemischtes Bild. Spot-Bitcoin-ETFs verzeichneten rund um das CPI-Fenster moderate Nettozuflüsse, angeführt von einem beträchtlichen Zufluss in BlackRocks IBIT, während Ethereum-Fonds weiterhin Rücknahmen verzeichneten.

Analysten uneinig über kurzfristige Entwicklung

Analysten wiesen auf zwei klare Entwicklungspfade hin: Ein bullisches Szenario, in dem anhaltende ETF-Nachfrage und eine Umschichtung von Gold in Krypto durch Privatanleger BTC über den von Puckrin genannten Widerstand bei 116,500 USD treiben. Dieses Ergebnis könnte eine breitere Risiko-Rallye neu entfachen.

Im Gegensatz dazu ein Risikoszenario, in dem erneute ETF-Abflüsse, ein plötzlicher makroökonomischer Schock oder stark optionsgetriebenes Hedging von Händlern rund um Liquidationscluster zu scharfen Intraday-Verlusten führen, die in eine tiefere Konsolidierung übergehen.

Unterdessen deutet die makroökonomische Lage weiterhin auf einen holprigen Weg für Kryptowährungen hin. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, erklärte, dass der anhaltende Stillstand der Bundesregierung, der sich nun in der vierten Woche befindet, wahrscheinlich die Veröffentlichung des CPI-Inflationsberichts für Oktober im nächsten Monat verhindern wird.

Dies wäre das erste Mal in der Geschichte, dass der Bericht nicht veröffentlicht wird, da dem Bureau of Labor Statistics die Mittel fehlen, um Befrager einzusetzen und die notwendigen Daten zu erheben. Während der Zeitpunkt eines solchen Daten-Blackouts ungewiss bleibt, warnte Puckrin, dass eine längere Regierungspause wahrscheinlich die bullische Stimmung dämpfen und politische Impulse ausbremsen würde.

„Wenn der Regierungsstillstand bis in den November andauert, würde dies die Stimmung belasten“, schrieb Puckrin. „Nicht zuletzt, weil dies bedeutet, dass das für den Kryptomarkt so wichtige Strukturgesetz weiter verzögert wird, ebenso wie die Genehmigungen für Altcoin-ETFs. Je näher wir Thanksgiving kommen, desto weniger Zeit bleibt, um Gesetze vor Beginn der Feiertage zu verabschieden.“