Interview mit Tether CEO: Hinter fünf Stunden Schlaf steht die Besessenheit, Tether um das Hundertfache zu steigern

Zusammenstellung & Übersetzung: Deep Tide TechFlow

Gast: Paolo Ardoino, Tether CEO & Bitfinex CTO

Moderator: Kevin Follonier

Podcast-Quelle: When Shift Happens

Originaltitel: USDT Founder: Bitcoin, Gold, Stablecoin, & Tether, the Most Profitable Company in the World | EP 143

Ausstrahlungsdatum: 16. Oktober 2025

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

Paolo Ardoino, CEO von Tether und CTO von Bitfinex, teilte mit, wie er eines der profitabelsten Unternehmen der Welt aufgebaut hat – mit einem durchschnittlichen Gewinn von etwa 100 Millionen US-Dollar pro Mitarbeiter.

Tether hat USDT eingeführt, den weltweit am weitesten verbreiteten Stablecoin, der etwa 3 Milliarden Menschen ohne Zugang zu Bankdienstleistungen finanzielle Unterstützung bietet, insbesondere in Ländern, die unter extremer Inflation und Finanzkrisen leiden.

Vor dem Hintergrund einer zunehmend instabilen Weltwirtschaft gründete Paolo ein Unternehmen, das sich der „Demokratisierung der Finanzen“ verschrieben hat und damit außergewöhnlichen Erfolg erzielte. Im vergangenen Jahr erzielte Tether Einnahmen in Höhe von 13,7 Milliarden US-Dollar.

Highlights der Aussagen

• Ich schlafe normalerweise mindestens 5 Stunden pro Nacht. Das Problem ist jedoch, dass mein Schlaf fragmentiert ist, weil ich die Benachrichtigungen immer eingeschaltet lasse, jede Stunde aufwache, um sie zu überprüfen, und dann weiterschlafe.

• Meine Heimat ist ein kleines Dorf mit nur 600 Einwohnern, daher waren die Freizeitmöglichkeiten begrenzt. Mit 8 Jahren begann ich zu programmieren, diese Leidenschaft begleitete mich bis ins Studium und bis heute.

• Ich habe persönlich kaum Hobbys. Tatsächlich besteht mein einziges Hobby darin, jeden Tag darüber nachzudenken, wie ich eine Mission erfüllen und der Welt Stabilität bringen kann.

• USDT existiert, um Menschen in Schwellenländern, die mit extremer wirtschaftlicher Instabilität konfrontiert sind, finanzielle Stabilität zu bieten.

• Tether ist nicht nur ein Stablecoin-Unternehmen, sondern ein „Stabilitätsunternehmen“. Das ist die Mission von Tether und die wahre Bedeutung eines „Stabilitätsunternehmens“ – ein Unternehmen, das soziale Stabilität als oberstes Ziel hat.

• Wir müssen den Zugang zu Finanzen und Technologie demokratisieren, damit mehr Menschen durch Peer-to-Peer-Technologie und Dezentralisierte Finanzen direkt teilnehmen können.

• Tether ist ein „Jahrhundertunternehmen“. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die versuchen, geschlossene Ökosysteme zu schaffen, ist die Plattform von Tether für die ganze Welt offen. Das ist ein völlig anderes Geschäftsmodell und der Schlüssel zu unserem Erfolg.

• Jeder sollte seine eigene Mission haben, egal wie groß oder klein – Hauptsache, man ist glücklich.

• Menschen drücken ihre Gefühle und Gedanken oft durch Kunst aus, aber ich habe erkannt, dass meine Ausdrucksweise das Programmieren ist. Ich kann meine eigene Welt erschaffen und andere durch Programmieren einladen, daran teilzuhaben.

• Stablecoins sind tatsächlich das ultimative soziale Netzwerk.

• Wir möchten mit dieser Finanzierungsrunde (20 Milliarden) der Welt zeigen, dass die Mission von Tether weit darüber hinausgeht. Unser Ziel ist ein Wachstum um das 100-Fache. Tether verfügt über Kapital, Philosophie und technologische Innovation, um alles zu tun, was wir wollen.

• Wenn du ein Produkt schaffst, das reale Probleme löst, kann es die Welt wirklich verändern.

• Fußball ist ein globaler Sport, der alle Gesellschaftsschichten erreicht, unabhängig von Arm oder Reich. Daher ist die Investition in einen Fußballverein eine einfache Möglichkeit, globale Nutzer zu erreichen. Wir halten 10 % der Anteile am Serie-A-Club Juventus.

Die Motivation für kontinuierliche Anstrengung

Kevin Follonier: Viele meiner Gäste haben gemeinsam, dass sie in ihrem Leben etwas erlebt haben, das ein Gefühl der Unausgeglichenheit in ihnen ausgelöst hat. Hat die heutige Mission von Tether etwas mit dem zu tun, was Ihnen in Ihrer Jugend gefehlt hat?

Paolo Ardoino:

Ich halte mich für sehr glücklich. Obwohl meine Familie nicht wohlhabend war, habe ich von meinen Angehörigen die wichtigste Lektion gelernt – harte Arbeit. Ich erinnere mich an meine Großeltern, die inzwischen verstorben sind, aber in Italien einen kleinen Bauernhof betrieben. Sie konzentrierten sich auf die Herstellung von hochwertigem Olivenöl und Tomaten und achteten sehr auf Details. Egal ob Tomaten, Salbei, Rosmarin oder Spargel – sie strebten immer nach dem Besten, diese Leidenschaft begleitete sie ihr ganzes Leben.

Mein Großvater stand jeden Morgen um fünf Uhr auf, machte um ein Uhr mittags ein Nickerchen und arbeitete abends weiter. Dieses einfache und erfüllte Leben machte ihn immer glücklich. Obwohl er nur eine Grundschulausbildung hatte, war er in Mathematik sehr gut. Auch meine Eltern sind fleißige Vorbilder. Meine Mutter ist Kindergärtnerin, mein Vater war ein einfacher Angestellter, arbeitete bei der italienischen Nationalen Energiegesellschaft und ging später in Israel in Rente. Sie leben beide noch, worüber ich sehr glücklich bin. Nach der Arbeit gingen sie mit uns zum Sport und halfen dann auf dem Bauernhof. Man kann sagen, unser Leben bestand von morgens bis abends aus Aufstehen, harter Arbeit und Aufgaben erledigen. Aber das alles war voller Leidenschaft. Ich habe sie nie klagen hören, denn für sie war das ihre Mission.

Jeder sollte seine eigene Mission haben, egal wie groß oder klein – Hauptsache, man ist glücklich. Wenn also jemand zu mir sagt: „Oh, du arbeitest so hart“, sage ich: Nein, für mich bedeutet harte Arbeit viel mehr, ich arbeite nicht einfach nur hart.

Auch mein Tagesablauf ist sehr speziell, ich schlafe normalerweise mindestens 5 Stunden pro Nacht. Das Problem ist jedoch, dass mein Schlaf fragmentiert ist, weil ich die Benachrichtigungen immer eingeschaltet lasse, jede Stunde aufwache, um sie zu überprüfen, und dann weiterschlafe.

Kevin Follonier: Du machst das jetzt schon seit 11 Jahren, schläfst jede Nacht 5 Stunden und wachst jede Stunde auf? Holst du tagsüber Schlaf nach?

Paolo Ardoino:

Nein. Wenn ich tagsüber schlafe, fühle ich mich benommen. Deshalb mache ich nie ein Nickerchen.

Mit 8 Jahren begann er zu programmieren

Kevin Follonier: Du hast mit 8 Jahren angefangen zu programmieren? Wie kam das?

Paolo Ardoino:

Mein Vater arbeitete bei der italienischen Nationalen Energiegesellschaft. Anfang der 90er Jahre begannen die öffentlichen Unternehmen in Italien, Computer einzuführen, um die Effizienz zu steigern und zu modernisieren. Wie bekannt ist, ist das italienische Bürokratiesystem sehr komplex, viele Arbeiten dauern lange, daher war die Einführung von Computern ein großer Fortschritt. Mein Vater war sehr begeistert von dieser neuen Technologie. Ich erinnere mich, dass er, als ich 7 war, einen Computer mit nach Hause brachte und mir sagte, dass dieser Computer sehr teuer sei, etwa so viel wie zwei Monatsgehälter. Damals wusste ich nicht, was zwei Monatsgehälter bedeuteten, aber er sagte mir, dass der Computer sehr teuer sei und ich vorsichtig damit umgehen solle.

Als Einzelkind war ich natürlich sehr neugierig auf diesen Computer. Wir hatten Disketten, um Spiele zu spielen, aber aus finanziellen Gründen konnten wir uns nicht viele Spiele leisten. Außerdem war es 1991 in Italien sehr schwierig, an Spiele zu kommen. Mein Heimatdorf hatte nur 600 Einwohner, also waren die Freizeitmöglichkeiten begrenzt. Mit der Zeit wurde ich der vorhandenen Spiele überdrüssig und wollte eigene Spiele machen. Ich bat meinen Vater, mir ein Buch über das Programmieren von Spielen zu kaufen. Er sagte: „Okay, Paolo, ich kann es kaufen, aber das Buch kostet 60.000 Lire.“

Damals war die Währung in Italien noch die Lira. Er fragte mich: „Bist du sicher, dass du das Buch willst? Es ist sehr teuer.“ Ich sagte: „Ich möchte lernen.“ Dann brachte er das Buch mit nach Hause, und ich begann zu programmieren – diese Leidenschaft begleitete mich bis ins Studium und bis heute.

Die unbegrenzten Möglichkeiten des Programmierens

Kevin Follonier: Du hast erwähnt, dass Programmieren eine einzigartige Ausdrucksform ist, die sich von anderen Kunstformen unterscheidet, die menschliche Vorstellungskraft freisetzt und uns ermöglicht, völlig neue Welten zu erschaffen. Kannst du das näher erläutern?

Paolo Ardoino:

Natürlich. Ehrlich gesagt war ich in traditionellen Kunstformen nie besonders gut. Ich war zwar ein passabler Gitarrist, habe aber seit Jahren nicht mehr gespielt. In anderen künstlerischen Bereichen habe ich keinerlei Talent. Zum Beispiel im Kunstunterricht in der Schule – egal ob technisches Zeichnen oder andere handwerkliche Projekte – meine Arbeiten waren immer chaotisch. Ich erinnere mich, dass ich beim Zeichnen zu viel mit dem Arm fuchtelte, der Bleistift wild über die Leinwand fuhr, und das Ergebnis war nie zufriedenstellend. Ich konnte auch nicht kolorieren, noch singen – ich beherrsche nicht einmal die grundlegendsten künstlerischen Ausdrucksformen.

Menschen drücken ihre Gefühle und Gedanken oft durch Kunst aus, aber ich habe erkannt, dass meine Ausdrucksweise das Programmieren ist. Ich kann meine eigene Welt erschaffen und andere durch Programmieren einladen, daran teilzuhaben.

Was ist ein Stablecoin & warum sind Stablecoins so wichtig?

Kevin Follonier: Du hast mit Programmieren Stablecoins geschaffen. Was ist ein Stablecoin? Wie würdest du es einer Mutter erklären?

Paolo Ardoino:

Einfach gesagt ist ein Stablecoin eine digitale Währung, ähnlich wie der digitale Kontostand, den du auf deinem Bankkonto siehst. Der Unterschied ist, dass Stablecoins für Überweisungen die Blockchain-Technologie nutzen und nicht das Bankensystem. Du kannst es dir wie einen „digitalen Dollar“ vorstellen, der wie Bargeld weltweit frei zirkulieren kann.

Die Blockchain ist eine dezentralisierte Technologie, ähnlich einer grenzenlosen, großen Datenbank, deren Server weltweit verteilt sind und nicht bei einer bestimmten Bank oder Institution liegen. Wir nutzen die beste Form der Datenbank – eine dezentrale Datenbank – um Dollar zu bewegen.

Kevin Follonier: Warum sind Stablecoins in unserer Welt so wichtig?

Paolo Ardoino:

Stablecoins sind deshalb wichtig, weil sie für Milliarden von Menschen ohne Zugang zu Finanzdienstleistungen eine Lösung bieten. Diese Menschen leben oft in Ländern mit hoher Inflation, zum Beispiel liegt die Inflation in Europa zwischen 30 % und 34 %, in der Türkei bei 50 %, in Nigeria noch höher und in Argentinien zeitweise sogar über 200 %. In diesen Ländern führt die hohe Inflation dazu, dass die lokale Währung schnell an Wert verliert und die Kaufkraft der Menschen stark beeinträchtigt wird. Jetzt, im Jahr 2025, interessieren sich alle für Stablecoins.

In entwickelten Ländern wie den USA und Europa ist das Finanzsystem sehr effizient – du hast vielleicht ein Bankkonto, eine Kreditkarte und Zahlungsdienste wie Cash App oder PayPal, Überweisungen sind im Alltag kein Problem. In manchen Entwicklungsländern ist die Effizienz des Finanzsystems jedoch nur bei 5 %, viele Menschen können nicht einmal ein Bankkonto eröffnen. Stablecoins können durch Blockchain-Technologie die Effizienz in diesen Regionen auf 60 % oder 70 % steigern. Für Menschen, die in abgelegenen afrikanischen Dörfern leben, ist das eine enorme Veränderung – sie können nicht nur an der Weltwirtschaft teilnehmen, sondern erhalten auch mehr Möglichkeiten.

Das Internet hat begonnen, diese Verbindung zu schaffen. Tatsächlich ist das Internet eine Möglichkeit, Menschen in den globalen Kontext einzuladen, aber ohne Finanzdienstleistungen hat das Internet keinen Sinn. Ich glaube, dass Stablecoins in diesem Sinne tatsächlich das ultimative soziale Netzwerk sind, denn die Währung eines sozialen Netzwerks ist für mich das ultimative soziale Netzwerk, weil es um zwischenmenschliche Interaktion, Peer-to-Peer-Interaktion geht und es Wert und Informationen enthält, die du übertragen möchtest.

Die Mission von Tether & das Streben nach Stabilität

Kevin Follonier: Was ist also deine Mission?

Paolo Ardoino:

Meine Mission ist es, der Welt Stabilität zu bringen. In einer Welt, die zunehmend unruhig und chaotisch wird, halte ich Stabilität für besonders wichtig. Das mag seltsam klingen, aber der Erfolg von Tether steht tatsächlich in engem Zusammenhang mit der Verschärfung vieler globaler Probleme. Wenn das Finanzsystem fair wäre, Ressourcen zugänglich und alles normal funktionieren würde, gäbe es keinen Bedarf für USDT. USDT existiert, um Menschen in Schwellenländern, die mit extremer wirtschaftlicher Instabilität konfrontiert sind, finanzielle Stabilität zu bieten.

Als Entwickler glaube ich, dass wir Tether zu einem führenden Unternehmen im Technologiebereich machen – nicht nur im Finanzbereich, sondern auch in Telekommunikation, sozialen Medien und Energie. Unser Ziel ist es, durch dezentrale Technologien diese Branchen offener und zugänglicher zu machen, so wie wir es im Dollar- und Finanzbereich getan haben – das ist die Kernmission von Tether. Erwähnenswert ist, dass der Großteil unseres Gewinns – etwa 95 % – im Unternehmen verbleibt und in neue Dinge und Ideen investiert wird, um unsere Mission zu unterstützen, anstatt an Aktionäre ausgeschüttet zu werden.

Ich habe persönlich kaum Hobbys. Tatsächlich besteht mein einziges Hobby darin, jeden Tag darüber nachzudenken, wie ich diese Mission erfüllen kann. Ich bin von diesem Thema besessen, ich bin jemand, der sich ganz in ein Gebiet vertieft – das nimmt praktisch mein ganzes Leben ein.

Kevin Follonier: Du hast in Docker Times erwähnt, dass Tether angesichts der zunehmenden globalen Instabilität weiterhin einen Teil des Gewinns in sichere Vermögenswerte wie Bitcoin, Gold und Land investieren wird. Was ist also ein Stabilitätsunternehmen?

Paolo Ardoino:

Ich denke oft darüber nach, was ein wirkliches „Stabilitätsunternehmen“ ist. Einmal fragte mich ein Journalist, wie ich Tether in wenigen Worten definieren würde. Er versuchte zu sagen, Tether sei ein Stablecoin-Unternehmen. Meine Antwort war: Tether ist nicht nur ein Stablecoin-Unternehmen, sondern ein Stabilitätsunternehmen.

Meiner Meinung nach sind der Zugang zu Technologie und Finanzen der Schlüssel zur sozialen Stabilität. Wenn Menschen leicht Zugang zu Technologie und Finanzdienstleistungen haben, haben sie weniger Motivation, Unruhe und Instabilität zu stiften. Oft liegen die Wurzeln sozialer Unruhen in Unzufriedenheit, die wiederum aus extrem schwierigen Lebensbedingungen resultiert.

Natürlich gibt es noch andere Gründe für soziale Instabilität, aber insgesamt glaube ich, dass die globale Stabilität eng mit den enormen Unterschieden zwischen Ländern und Regionen zusammenhängt. In den letzten 20 bis 30 Jahren hat die Technologie versucht, diese Unterschiede zu verringern, aber tatsächlich die Ungleichheit noch verschärft. Das Gleiche gilt für den Finanzbereich – etwa die Hälfte der Weltbevölkerung hat keinen stabilen Zugang zu Finanzdienstleistungen, nicht einmal die Möglichkeit, ein Bankkonto zu eröffnen. Das liegt nicht daran, dass sie nicht vertrauenswürdig wären, sondern daran, dass ihre Armut Banken nicht interessiert. Besonders in einigen afrikanischen oder mittelamerikanischen Ländern ist das sehr ausgeprägt, was die Stabilität dieser Regionen stark beeinträchtigt, weil die Verteilung von Technologie- und Finanzressourcen völlig auf eine kleine wohlhabende Gruppe ausgerichtet ist.

Wir müssen den Zugang zu Finanzen und Technologie demokratisieren, damit mehr Menschen durch Peer-to-Peer-Technologie und Dezentralisierte Finanzen direkt teilnehmen können. Ich glaube, wenn das Leben, die Familien, die Gemeinschaften und die Länder der Menschen stabiler werden, haben sie weniger Motivation, Unruhe zu stiften. Das ist die Mission von Tether und die wahre Bedeutung eines „Stabilitätsunternehmens“ – ein Unternehmen, das soziale Stabilität als oberstes Ziel hat. Wir haben bewiesen, dass ein solches Unternehmen aufgebaut werden kann. Und erfreulicherweise gilt: Je mehr wir in diese Richtung arbeiten, desto profitabler wird das Unternehmen.

Das ist auch der Grund, warum ich Tether als „Jahrhundertunternehmen“ bezeichne. Das ist kein Prahlen, sondern liegt an der Einzigartigkeit von Tether: Je mehr wir Open Source, Offenheit und Dezentralisierung fördern, desto mehr Nutzergruppen können wir erreichen. Diese Nutzer verwenden die von Tether bereitgestellten Tools, um finanzielle und Meinungsfreiheit zu erlangen. Je breiter dieser Prozess ist, desto mehr Wert schaffen die Unternehmensdaten. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die versuchen, geschlossene Ökosysteme zu schaffen, ist die Plattform von Tether für die ganze Welt offen. Das ist ein völlig anderes Geschäftsmodell und der Schlüssel zu unserem Erfolg.

Tether: Das Unternehmen mit dem höchsten Gewinn pro Mitarbeiter weltweit

Kevin Follonier: Du hast erwähnt, dass Tether eines der besten Unternehmen der Welt ist und eine Gewinnmarge von bis zu 99 % hat. Wie hast du ein Unternehmen aufgebaut, in dem jeder Mitarbeiter im Durchschnitt etwa 100 Millionen US-Dollar pro Jahr verdient? Hast du darüber schon einmal intensiv nachgedacht?

Paolo Ardoino:

Offen gesagt habe ich über solche Zahlen nicht besonders nachgedacht. Wir konzentrieren uns immer auf Effizienzoptimierung. Bei allem, was wir tun, frage ich mich: Warum machen wir das so? Gibt es einen besseren Weg? Wie können wir die Effizienz weiter steigern? Vor zwei Jahren hatte das Team von Tether nur 40 Personen, aber mit der Geschäftsausweitung ist unsere Mitarbeiterzahl inzwischen auf 250 bis 300 gestiegen, darunter viele Entwickler, da wir in neue Bereiche wie Künstliche Intelligenz expandieren. Das Kernteam für das Stablecoin-Management besteht jedoch weiterhin aus etwa 100 Personen.

Natürlich hilft uns das aktuelle Hochzinsumfeld sehr bei der Profitabilität. Vor 2022 waren die globalen Zinssätze niedrig, diese Veränderungen waren schwer vorhersehbar. Auch die Auswirkungen der Pandemie waren unerwartet – diese Faktoren haben gemeinsam unser Gewinnwachstum vorangetrieben. Wir glauben jedoch, dass wir durch die Erschließung neuer Geschäftsfelder langfristig ein hohes Gewinnniveau halten können. Effizienzoptimierung und das Ergreifen von Chancen sind der Schlüssel zu unserem Erfolg.

Warum 20 Milliarden US-Dollar einsammeln?

Kevin Follonier: Du hast kürzlich angekündigt, 20 Milliarden US-Dollar einsammeln zu wollen und das Unternehmen mit 500 Milliarden US-Dollar zu bewerten. Wenn dieses Kapital morgen zur Verfügung stünde, wie würdest du es einsetzen?

Paolo Ardoino:

Letztes Jahr haben wir einen Gewinn von 13,7 Milliarden US-Dollar erzielt, und auch dieses Jahr erwarten wir ein ähnliches Ergebnis. Aber ich möchte betonen, dass es bei der Kapitalaufnahme nicht nur ums Geldverdienen geht, sondern darum, eine wichtige Botschaft zu vermitteln. Wie der Joker in „Batman“ sagt: „Es geht nicht ums Geld, sondern um die Botschaft.“ Wir möchten mit dieser Finanzierungsrunde der Welt zeigen, dass die Mission von Tether weit darüber hinausgeht. Unser Ziel ist ein Wachstum um das 100-Fache.

Einmal habe ich öffentlich erwähnt, dass ich ein großer Fan von Peter Thiel bin und gerade sein Buch „Zero to One“ lese. Aber heute ist nicht mehr die Zeit, in der Start-ups durch einfaches Datenwachstum riesige Gewinne erzielen können. Ich sage lieber, unser Ziel ist es, von der aktuellen Basis aus den Schritt „von 0 auf 100“ zu machen. Ich habe das einmal als „0,25“ bezeichnet, weil wir gerade erst anfangen.

Ich sage das, weil es nicht darum geht, wie viel wir verdienen, sondern darum, dass wir das Potenzial erkennen und unsere Sicht auf diese Chance ausdrücken wollen.

Ich definiere Tether als Jahrhundertchance, weil ich glaube, dass jedes Unternehmen drei Dinge braucht: Philosophie, Richtung und Kapital. Erstens brauchst du eine Philosophie oder Überzeugung, was für ein Unternehmen du sein willst; zweitens brauchst du Innovationskraft, sei es in der Technologie oder in anderen Bereichen; drittens brauchst du Kapital. Die meisten Unternehmen haben nur ein oder zwei dieser Dinge. Du kannst ein großer Innovator mit der richtigen Philosophie sein, aber ohne Kapital musst du Geld aufnehmen und zu Risikokapitalgebern gehen. Aber deren Anreiz ist es, mehr Geld zu verdienen, als sie dir geben, was dich von deinem ursprünglichen Projekt, deiner Philosophie und deinen Ideen abbringen kann.

Ich glaube, dass Tether in dieser Situation Kapital, Philosophie und technologische Innovation besitzt und alles tun kann, was wir wollen. Deshalb ist unsere Botschaft: Wir haben noch viel zu zeigen, wir wollen stark wachsen, unsere Vision ist erstaunlich. Wir hoffen, dass Partner unserem Unternehmen beitreten, um uns zu helfen, diese einzigartige und kraftvolle Vision zu verwirklichen – wir wollen das nicht vermasseln.

Warum hat Tether in @Plasma investiert?

Kevin Follonier: Tether hat kürzlich in ein Unternehmen namens Plasma investiert. Der Gründer Paul war zuvor Gast in unserem Podcast und hat uns beim Aufbau dieser Plattform geholfen. Warum ist Plasma so wichtig, dass Tether investiert hat?

Paolo Ardoino:

Ich glaube, dass USDT von Tether nicht nur eine digitale Währung ist, sondern ein wichtiger Bestandteil der Blockchain-Technologie. Stablecoins sind im Wesentlichen digitalisierte Dollar auf Blockchain-Basis. In den letzten Jahren hat sich die Blockchain-Entwicklung jedoch etwas verirrt. Viele Entwickler konzentrieren sich darauf, schnell Blockchain-Projekte zu starten, die von Hype getrieben werden, wie etwa Meme-Coins à la Dogecoin. Das mag kurzfristig funktionieren, bringt aber die Branche langfristig nicht weiter. Dennoch haben solche Projekte einigen Teams Geld eingebracht.

Der Erfolg von USDT beweist: Wenn du ein Produkt schaffst, das reale Probleme löst, kann es die Welt wirklich verändern.

Ich glaube daher, dass Blockchain-Lösungen, die auf Stablecoins oder bestimmte Anwendungsfälle ausgerichtet sind, Überweisungen mit Stablecoins sehr günstig und einfach machen können. Wenn du zum Beispiel Stablecoins auf Ethereum hast, musst du ETH als Gas kaufen, um USDT zu transferieren – das Nutzererlebnis muss verbessert werden. Obwohl die Blockchain-Branche schon viele Jahre existiert, ist die User Experience immer noch schlecht, weil wir uns auf die falschen Dinge konzentrieren und nur auf unser eigenes „Ökosystem“ achten, das im Wesentlichen aus Geeks und Leuten besteht, die Zeit haben, Neues zu lernen. Für die meisten normalen Menschen ist das nicht praktikabel. Deshalb ist USDT weltweit so beliebt – USDT richtet sich nicht an Spekulanten.

Eine interessante Statistik zeigt, dass 67 % der USDT-Transaktionen lediglich dem Geldtransfer dienen, während bei anderen Stablecoins nur 10 % bis 20 % der Transaktionen den Transfer anderer Vermögenswerte betreffen. Das zeigt, dass die meisten USDT-Nutzer einfach nur den stabilen Wert von 1 US-Dollar suchen. Im Gegensatz dazu transferieren 80 % der anderen Stablecoin-Nutzer gleichzeitig andere Assets, was bedeutet, dass sie eher im DeFi-Bereich aktiv sind. Ich möchte lieber, dass USDT zig Millionen normalen Nutzern in Afrika dient, als nur den Bedürfnissen von 10.000 Bankern in New York.

Warum besitzt Tether 10 % am Fußballclub Juventus?

Kevin Follonier: Tether hat kürzlich in den Fußballclub Juventus investiert und hält etwa 10 % der Anteile. Warum investiert ein auf Stablecoins spezialisiertes Unternehmen in einen Fußballclub?

Paolo Ardoino:

Erstens sind Giancarlo und ich treue Juventus-Fans. Giancarlo stammt aus der Region Piemont in Italien, und Juventus ist der repräsentative Verein dieser Gegend. Ich selbst bin in der Nähe von Genua aufgewachsen, etwa 80 bis 100 Kilometer von Turin entfernt. Viele Menschen aus meiner Heimat verbringen ihren Urlaub im Piemont, daher ist der Einfluss von Juventus sehr groß. Mein Vater ist Juventus-Fan, und ich habe seine Vorliebe übernommen – Giancarlo ebenso.

Ein weiterer Grund ist, dass wir glauben, dass die italienische Fußballindustrie modernisiert werden muss. In Italien werden Fußballvereine oft von Unternehmern als Machtinstrument genutzt, die meist auch Medien und Clubs besitzen und diese Ressourcen für politische Aktivitäten einsetzen. Im Vergleich dazu sehen wir Investitionen von Ländern wie Saudi-Arabien in den Fußball und Vereine wie Chelsea, Manchester United und Paris Saint-Germain, die weltweit Hunderte Millionen Fans haben. Fußball ist ein globaler Sport, der alle Gesellschaftsschichten erreicht, unabhängig von Arm oder Reich. Daher ist die Investition in einen Fußballverein eine einfache Möglichkeit, globale Nutzer zu erreichen.

Wir hoffen, dass italienische Fußballvereine engere Beziehungen zu ihren Fans aufbauen, positive Werte vermitteln und durch moderne Managementmethoden profitabel werden. Der Erfolg eines Clubs sollte auf der Stärke der Mannschaft, den Spielergebnissen und der Interaktion mit den Fans basieren. In vielen italienischen Vereinen ist dieses Modell jedoch noch nicht wirklich umgesetzt. Durch die Investition in Juventus hoffen wir, die italienische Fußballindustrie zu verändern und Juventus internationaler und zukunftsorientierter zu machen.