Wallets, Super Apps und die nächste Milliarde: Einblicke vom Token2049 Side Event von SimpleSwap

Während sich digitale Wallets von einfachen Aufbewahrungstools zu umfassenden Finanzökosystemen entwickeln, diskutieren Branchenführer darüber, wie diese Plattformen künftig Einnahmen generieren, das Nutzererlebnis mit Sicherheit in Einklang bringen und die nächste Milliarde Nutzer weltweit gewinnen können. 

Am Abend des 1. Oktober veranstaltete SimpleSwap während der Token2049 ein lebhaftes Treffen in der Moon Rooftop Bar & Lounge Pte. Ltd. in Singapur – trotz sintflutartigem Regen und donnerndem Gewitter. Doch der Sturm verstärkte nur die Energie im Inneren. Über 1.200 Anfragen zur Teilnahme gingen ein, sodass der Veranstaltungsort mit Gästen von Ledger, KuCoin, OKX, Cointelegraph, Trust Wallet, Tangem und vielen anderen gefüllt war – BeInCrypto fungierte als offizieller Medienpartner. In einer warmen, pulsierenden Atmosphäre genossen die Gäste Speisen, Getränke und zwei spannende Diskussionsrunden, die bis spät in die Nacht andauerten.

Panel 1: Vom Code zum Cashflow – Wie Wallets das Finanzwesen erobern

Das erste Panel vereinte Nick DiSisto (Trust Wallet), Ana Jacobson (Tangem), Alex Rem (SimpleSwap) und Vasily S. (SwapSpace).

Bezüglich der Einnahmemodelle waren sich die Panelisten einig, dass allein Transaktionsgebühren nicht nachhaltig sind. Vasily S. verwies auf Wallets, die Swaps und Karten integrieren, als neue Einnahmequellen. Jacobson warnte, dass Nutzer inzwischen „verwöhnt“ seien und immer mehr Mehrwert erwarten, während DiSisto argumentierte, dass Ineffizienzen wie Slippage und Gas Fees die eigentlichen Schmerzpunkte seien, nicht die Grundgebühren.

Die Diskussion wandte sich dem Thema Real Yield zu. DiSisto betonte dessen Bedeutung in Entwicklungsländern, in denen Inflation die Ersparnisse auffrisst: „Das Halten von Dollar über Stablecoins kann allein schon einen Gewinn von 20% bedeuten – mit Staking ist das lebensverändernd.“ Jacobson bestätigte, dass Tangem-Nutzer zunehmend nach renditegenerierenden Funktionen fragen, während Rem Real Yield als nachhaltigen Mechanismus und nicht als Hype einordnete.

Beim Thema UX versus Sicherheit verglich Vasily S. dies mit Single Sign-on via Google – die meisten Nutzer tauschen Privatsphäre gegen Bequemlichkeit ein. DiSisto merkte an, dass Trust Wallet die Einstiegshürden für Neulinge senkt und ihnen ermöglicht, zu verdienen, ohne Protokolle recherchieren zu müssen. Jacobson ergänzte, dass Nutzer – ähnlich wie bei Gmail versus Proton Mail – „das bessere Produkt wählen, nicht unbedingt das sicherste.“

„Wir sind nicht nur eine Börse, wir sind Infrastruktur für Partner, die ihren Nutzern ein reibungsloses Finanzerlebnis bieten wollen.“ – Alex Rem, SimpleSwap

Zum Abschluss der Session bezeichnete Rem Wallets als die „unsichtbare Schicht“ des Finanzwesens, in der Code zu Cashflow wird und Nutzern sowohl Web3-Geschwindigkeit als auch Fintech-Zuverlässigkeit bietet, während Jacobson entgegnete, dass Wallets das Finanzwesen „ernähren“ und traditionelle Systeme in verschlüsselter Form umgestalten. DiSisto schloss mit dem Meilenstein von TrustWallet mit 210 Millionen Downloads: Der Weg zur Milliarde, so argumentierte er, habe gerade erst begonnen.

Panel 2: Wer gewinnt den Kampf um die nächste Milliarde?

Das zweite Panel bestand aus Nicky Chalabi (Pelagos Network), Janlo van den Heever (Xverse) und Bassam (Guardian).

Auf die Frage, welche Schnittstelle die nächste Milliarde Nutzer an Bord holen wird, verwiesen alle auf mobile Apps. Bassam erklärte, dass zentralisierte Börsen florieren, weil sie vertraute E-Mail-und-Passwort-Logins nachahmen. Janlo prognostizierte, dass Zero-Knowledge-Logins als trojanisches Pferd dienen könnten – Web2-Einfachheit ohne Datenweitergabe. Nicky stimmte zu, dass Nutzer nicht wissen sollten, auf welcher Chain sie sich befinden.

Das Gespräch wandte sich den Super-Apps zu. Nicky argumentierte, dass sie in einer Multi-Chain-Welt unvermeidlich seien, während Bassam warnte, dass viele darauf ausgelegt sind, Nutzer zu monetarisieren statt ihnen zu dienen. Janlo ergänzte, dass proprietäre Stablecoins oft Reibung verursachen, da Nutzer weiterhin USDT oder USDC bevorzugen.

Schwellenmärkte standen ebenfalls im Fokus. Mit Erfahrungen aus Lateinamerika und Afrika sagte Janlo: „Western Union nimmt 30% – das wird nicht mehr lange so bleiben, sobald Stablecoins skalieren.“ Nicky betonte die Notwendigkeit zugänglicher Lösungen, während Bassam Regulierung als größtes Risiko hervorhob. Janlo schlug vor, dass vertrauenswürdige Einzelhändler wie Oxxo in Mexiko eine entscheidende Rolle beim Onboarding spielen könnten.

Abschließend definierten die Panelisten, was es bedeutet, die nächste Milliarde Nutzer zu gewinnen. Nicky sagte, Erfolg bedeute, ein „langweiliges Unternehmen“ zu werden – zuverlässig, umsatzstark und mit hoher Nutzerbindung. Bassam verwies auf die reinen Adoptionszahlen. Janlo entgegnete, dass im Finanzwesen immer Volumen und Liquidität die Gewinner bestimmen und diejenigen, die dem Ethos von Bitcoin am nächsten bleiben, sich letztlich durchsetzen werden.

Eine Nacht voller Erkenntnisse

Was unter dunklen Gewitterwolken begann, endete mit klaren Einsichten. Die Panels machten eines deutlich: Wallets sind im Krypto-Bereich keine Nebensache mehr, sondern die Frontlinie des Finanzwesens. Ob sie das System „auffressen“ oder „ernähren“, sie bestimmen, wie Geld in unter Druck stehenden Volkswirtschaften bewegt wird und wie die nächste Milliarde Nutzer hinzukommt. Der Kampf wird nicht durch die besten Slogans oder die größten Marketingbudgets gewonnen, sondern von denen, die Finanzen einfach, vertrauenswürdig und unverzichtbar machen.