Der Start in den August bringt deutliche Verluste an den Finanzmärkten. Neue Zölle von Präsident Donald Trump und enttäuschende Arbeitsmarktzahlen aus den USA haben die Rekordrally der letzten Wochen gestoppt. Sowohl Aktien als auch Kryptowährungen verzeichnen starke Rückgänge.
Arbeitsmarkt schockt Anleger
Die jüngsten Daten aus dem US-Arbeitsmarkt fielen deutlich schwächer aus als erwartet. Im Juli entstanden nur 73.000 neue Jobs, während Analysten mit rund 100.000 gerechnet hatten. Zudem wurden die Werte der Vormonate nach unten korrigiert. Die Zahl der Stellenstreichungen steigt rasant: Allein im Juli wurden mehr als 62.000 Jobverluste gemeldet, ein Plus von 140 % im Jahresvergleich. Seit Jahresbeginn summiert sich die Zahl auf über 806.000 – der höchste Wert für die Monate Januar bis Juli seit 2020.
Wow. Today's job report is horrible:
— Andrew Lokenauth | TheFinanceNewsletter.com (@FluentInFinance) August 1, 2025
June revised down by -133,000, from 147,000 to 14,000.
May revised down by -125,000, from 144,000 to 19,000.
258,000 jobs just "disappeared" from the data in 2 months.
This is the worst economic jobs report in 5 years.
If you ignore the… pic.twitter.com/aN8krcibnI
Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank sieht einen klaren Zusammenhang zu den neuen Handelsmaßnahmen: »Die Zolleskapaden hinterlassen deutliche Bremsspuren am US-Arbeitsmarkt. Die wirtschaftliche Entwicklung wird stärker gebremst als bislang angenommen.« Durch die Importzölle droht zudem eine höhere Teuerung. Das schmälert das reale Einkommen und könnte den Konsum einschränken.
Trump verschärft Zollpolitik
Die US-Regierung erhöhte überraschend Zölle auf zahlreiche Produkte. Besonders betroffen sind Waren, die über Drittländer importiert werden, um bisherige Abgaben zu umgehen. Diese werden nun mit 40 % belegt. Für kanadische Importe steigt der Satz von 25 % auf 35 %. Viele Investoren hatten zwar mit scharfer Rhetorik gerechnet, nicht jedoch mit sofortigen Maßnahmen. Die Ankündigung kam über Nacht und ließ den Märkten kaum Zeit zur Reaktion.
Die Zölle sorgen nicht nur in den USA für Druck. Auch europäische Börsen schlossen schwach. Der Stoxx 600 fiel um 1,8 % und verzeichnete damit den größten Tagesverlust seit April. Reise- und Bankaktien litten besonders.
Aktienmärkte im Rückwärtsgang
An der Wall Street endete die Woche mit einem deutlichen Minus. Der Dow Jones Industrial verlor am Freitag 1,23 % auf 43.588 Punkte – der tiefste Stand seit Ende Juni. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,60 % auf 6.238 Punkte, der Nasdaq 100 gab 1,96 % nach auf 22.763 Punkte. Seit Montag verlor der Dow rund 3 % und verzeichnet damit seine schwächste Wochenbilanz seit Anfang April.
Bankaktien standen besonders unter Druck. JPMorgan Chase verlor fast 4 %, Bank of America und Wells Fargo mehr als 3 %. Auch Industriewerte wie Caterpillar und GE Aerospace gaben nach. Anleger fürchten, dass ein schwächeres Wirtschaftswachstum das Kreditgeschäft und die Nachfrage bremst.
Parallel zu den Kursverlusten an den Aktienmärkten stieg die Nachfrage nach sicheren Anlagen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel um bis zu 0,13 Prozentpunkte. Der Goldpreis legte um 1,5 % zu. Auch der US-Dollar gab deutlich nach: Der Bloomberg Dollar Spot Index verlor 1 %, Euro und Yen gewannen an Wert.
Fed unter Druck
Noch vor Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten hatte Fed-Chef Jerome Powell erklärt, dass es derzeit keinen klaren Grund für eine Zinssenkung gebe. Nach den schwachen Zahlen rechnen die Märkte jedoch zunehmend mit einer Lockerung der Geldpolitik.
Laut CME-FedWatch-Tool liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im September nun bei über 89 %.
Mehrere Fed-Mitglieder hatten schon vor den Daten vor einer Abkühlung am Arbeitsmarkt gewarnt.
Kryptomarkt reagiert mit starken Verlusten
Die Unsicherheit griff schnell auf den Kryptomarkt über. Laut Coinglass wurden innerhalb von 24 Stunden mehr als 183.000 Positionen liquidiert, das Liquidationsvolumen lag bei rund 758 Millionen US-Dollar. Etwa 93 % der Verluste entfielen auf Long-Positionen. Besonders betroffen waren Positionen bei Bybit und Binance.
Bitcoin ( BTC ) fiel um 2,41 % auf 113.918 US-Dollar. Das Handelsvolumen lag bei rund 92 Milliarden US-Dollar, die Marktkapitalisierung bei rund 2,27 Billionen US-Dollar. Ethereum ( ETH ) sank um 5,52 % auf 3.537 US-Dollar, Ripple ( XRP ) verlor 1,87 % und notiert bei 2,99 US-Dollar. Auch Solana ( SOL ) und Dogecoin ( DOGE ) verzeichneten deutliche Rückgänge.
Die Marktkapitalisierung des gesamten Kryptomarkts schrumpfte auf etwa 3,75 Billionen US-Dollar.
Kryptowährungen reagieren oft sensibel auf makroökonomische Risiken. Die neuen Zölle könnten nicht nur den Welthandel, sondern auch Unternehmensgewinne belasten und so die Risikobereitschaft verringern. Da Bitcoin, ETH und andere Coins als volatile Anlagen gelten, werden sie in unsicheren Phasen häufig verkauft, um Liquidität zu sichern.
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Ausblick
Die Märkte stehen in den kommenden Wochen vor mehreren Unsicherheiten:
Die weitere Entwicklung der US-Zollpolitik
Die Reaktion der Handelspartner auf die neuen Zölle
Neue Konjunkturdaten, insbesondere aus dem Arbeitsmarkt
Entscheidungen der US-Notenbank im September
Für Anleger im Kryptomarkt bleibt das Umfeld schwer einzuschätzen. Sollte die Risikoaversion weiter steigen, könnten Bitcoin und andere Coins kurzfristig weiter unter Druck geraten. Eine schnelle Erholung hängt davon ab, ob es Signale für eine Entspannung im Handelskonflikt gibt und ob die Fed mit einer Zinssenkung gegensteuert.
