Celsius darf Tether auf 4,3 Milliarden US-Dollar Schadensersatz verklagen

Die Hintergründe:

• Ein Insolvenzgericht in New York hat Celsius erlaubt, eine Klage gegen den Stablecoin-Emittenten Tether zu verfolgen.
• Celsius behauptet, Tether habe im Juni 2022 fast 40.000 Bitcoin unrechtmäßig liquidiert, um einen ausstehenden Kredit zu begleichen.
• Der Ex-CEO von Celsius, Alex Mashinsky, soll Tether angeblich eine mündliche Erlaubnis dazu erteilt haben. Mashinsky wurde im Mai 2025 zu 12 Jahren Haft durch ein US-Gericht verurteilt.

Celsius hat von einem New Yorker Insolvenzgericht grünes Licht bekommen, seine Klage gegen den Stablecoin-Emittenten Tether fortzusetzen. Das insolvente Lending-Unternehmen hatte die Klage im vergangenen Jahr eingereicht . Neben Tether verklagte man auch Bancor, Compound, BadgerDAO und Cloudflare. Celsius wirft Tether vor, im Juni 2022, kurz bevor Celsius die Auszahlungen stoppte, rund 40.000 Bitcoin unrechtmäßig liquidiert zu haben. Die Summe war als Kreditsicherheit hinterlegt worden.

Die Anwälte von Celsius argumentieren, dass Celsius nicht ausreichend Zeit gegeben wurde, um die geforderten Sicherheiten nachzuschießen. Demnach wollte Celsius seine Kreditlinie bei Tether durch Kundeneinlagen auf Celsius absichern. Weil die Auszahlungen an die Kunden bereits gestoppt waren, hätte Tether die 40.000 Bitcoin nicht liquidieren dürfen, sondern hätte abwarten müssen, bis Celsius weitere Sicherheiten hinterlegt.

Damit bricht in der Causa Celsius ein absurdes Kapitel an. Celsius hatte damals nicht nur Kundengelder eingefroren, sondern über Ex-CEO Mashinsky öffentlich verlauten lassen, dass man weiterhin solvent sei. Mashinsky verbüßt wegen seiner systematischen Täuschungen eine 12-jährige Haftstrafe . Die Argumentation der Anwälte lautet also im Wesentlichen, dass man mit den gekaperten Kundengeldern von Celsius weiteren Schaden vom Unternehmen hätte abwenden können. Doch damit nicht genug, denn man fordert in der Klage die Assets zurück, was den Wert der Klage aktuell drastisch nach oben schiebt und etwa 4,3 Milliarden US-Dollar entspricht.

Tether spricht von unfähigem Management

Tether beruft sich darauf, dass die 40.000 Bitcoin liquidiert werden mussten, um eine 815-Millionen-USDT-Position abzusichern. In einer Stellungnahme spricht Tether von Missmanagement und Versagen durch Celsius, was angesichts der Situation von Ex-CEO Mashinsky ein plausibler Erklärungsansatz ist. Jetzt würden die Celsius-Anwälte versuchen, die Kosten des Versagens auf Tether abzuwälzen, wie es weiterhin heißt.

Das New Yorker Gericht ist aber anderer Meinung als Tether. In der gerichtlichen Verfügung wird festgestellt, dass eine mündliche Erlaubnis für die Liquidation, die Alex Mashinsky erteilt haben soll, unzureichend sei. Zudem geht das Gericht davon aus, dass es auch dann zu einem Vertragsbruch gekommen sein kann, wenn Celsius das im Vertrag vorgesehene 10-Stunden-Zeitfenster zur Stellung weiterer Sicherheiten nicht gewährt wurde. Und zwar unabhängig davon, ob eine eventuelle mündliche Erlaubnis durch Mashinsky vorlag.

Damit ist der Weg also für das eigentliche Verfahren frei. Ob Tether diese Schlacht gewinnt oder verliert, wird davon abhängen, ob man beweisen kann, dass Mashinsky sein Einverständnis gegeben hat und dass man nicht voreilig handelte. Bis in dieser Sache jedoch ein Urteil gesprochen wird, werden vorraussichtlich einige Jahre ins Land ziehen.