Coinbase sieht für 2025 einen optimistischen Ausblick für Kryptowährungen, warnt jedoch vor „systemischen Risiken“ durch gehebelte Bitcoin-Wetten von Unternehmen

Laut Coinbase Institutional stehen die Kryptomärkte vor einer konstruktiven zweiten Jahreshälfte 2025, gestützt durch verbesserte Wachstumserwartungen für die US-Wirtschaft, mögliche Zinssenkungen der Fed, eine zunehmende Akzeptanz in Unternehmenskassen sowie mehr regulatorische Klarheit.

Obwohl weiterhin Risiken bestehen – darunter eine steilere Zinsstrukturkurve und potenzieller Verkaufsdruck durch börsengehandelte Krypto-Vehikel – erscheinen diese laut David Duong, Global Head of Research bei Coinbase Institutional, derzeit beherrschbar. Dies schrieb er am Donnerstag in einem Bericht.

Duong rechnet in den kommenden drei bis sechs Monaten weiterhin mit Aufwärtspotenzial am Kryptomarkt und prognostiziert für die zweite Jahreshälfte neue Allzeithochs für Bitcoin, da makroökonomische Störungen durch Zölle abklingen und wachstumsfördernde US-Politiken Gestalt annehmen. Steigende langfristige Renditen, getrieben durch Sorgen um Haushaltsdefizite, könnten jedoch die finanziellen Bedingungen verschärfen und die Märkte verunsichern. Sollten die Wachstumserwartungen enttäuschen, könnten Risikoanlagen volatil werden, während Wertaufbewahrungsmittel wie Bitcoin und Gold profitieren könnten, da die Dominanz des US-Dollars nachlässt, so Duong.

'Angriff der Klone'

Immer mehr börsennotierte Unternehmen setzen auf Bitcoin-gestützte Bilanzen; mittlerweile halten 228 Firmen zusammen 820.000 BTC. Laut Galaxy Digital nutzen etwa 20 dieser Unternehmen sowie einige weitere mit ETH-, SOL- oder XRP-Beständen ein durch Strategy (ehemals MicroStrategy) entwickeltes, gehebeltes Finanzierungsmodell. Dieser Aktivitätsschub folgt auf eine entscheidende bilanzielle Änderung, die im Dezember 2024 in Kraft trat: Neue Regeln des Financial Accounting Standards Board erlauben es Unternehmen, Krypto-Bestände zum Marktwert zu bilanzieren – ein bedeutendes Hindernis entfällt, da zuvor nach US-GAAP nur Wertminderungen, aber keine nicht realisierten Gewinne ausgewiesen werden durften, so Duong.

Obwohl die Unternehmensakzeptanz steigt, warnt Duong, dass das Aufkommen börsengehandelter Krypto-Vehikel, die sich ausschließlich auf die Vermögensakkumulation konzentrieren, „systemische Risiken“ birgt. Viele dieser Unternehmen nehmen zur Krypto-Beschaffung Kapital über wandelbare Schuldtitel auf und sind dadurch bei Marktstress zu Zwangsverkäufen oder motivierten, diskretionären Verkäufen gezwungen, was Investoren verunsichern könnte, merkt er an. 

„Letztlich halten wir es für unwahrscheinlich, dass der Abwärtsdruck durch diese Risiken mit den gescheiterten Krypto-Projekten der Vergangenheit vergleichbar ist“, so Duong. „Erstens wird der Großteil der Schulden dieser Unternehmen laut unserer Übersicht über neun Emittenten erst Ende 2029 bis Anfang 2030 fällig, was kurzfristig keinen Zwangsverkaufsdruck erwarten lässt. Zudem glauben wir, dass die größten Unternehmen bei angemessenen Beleihungsquoten (LTV) Zugang zu Refinanzierungsmöglichkeiten haben, um die Situation zu meistern, ohne ihre Reserven liquidieren zu müssen.“

Das Bild könnte sich jedoch ändern, wenn Schulden fällig werden oder mehr Unternehmen auf gehebelte Strategien setzen, räumt Duong ein. Da es kein einheitliches Finanzierungsmodell gibt, ist die Risikoverfolgung schwierig, doch das Unternehmensinteresse bleibt hoch und eine Marktsättigung ist noch nicht erreicht. Daher sieht er für den Akkumulationstrend in der zweiten Jahreshälfte 2025 weiterhin Wachstumspotenzial.

Am Mittwoch warnte auch die regulierte Digitalbank Sygnum, dass eine solche Eigentumskonzentration die Glaubwürdigkeit von Bitcoin als Reservewert für Zentralbanken untergräbt.

Abnehmende Rezessionsrisiken und regulatorische Klarheit bei Krypto

Befürchtungen einer technica

Die Sorgen um eine Rezession in den USA haben nachgelassen, nachdem die Handelsstörungen Anfang 2025 zunächst Bedenken ausgelöst hatten, insbesondere nach einem leichten Rückgang des BIP im ersten Quartal, so Duong. Zudem zeigen aktuelle Daten, dass die GDPNow-Schätzung der Atlanta Fed zum 5. Juni auf 3,8 % gestiegen ist, was auf eine stärkere Wachstumsdynamik hindeutet, merkte er an. Der Analyst hält daher eine schwere Rezession für unwahrscheinlich und rechnet entweder mit einer milden Abschwächung oder einer anhaltenden Expansion. Da die globale Liquidität zunimmt und die Auswirkungen der Zölle ebenfalls nachlassen, sieht Coinbase Institutional laut Duong nur begrenztes Abwärtspotenzial für die Assetpreise – was die optimistische Einschätzung für Bitcoin im weiteren Jahresverlauf untermauert.

Die USA erleben zudem 2025 einen bedeutenden regulatorischen Wandel, da es parteiübergreifende Unterstützung für Stablecoin-Gesetzgebung und umfassendere Bemühungen zur Definition der Marktstruktur für Kryptowährungen gibt – ein dramatischer Wechsel gegenüber dem bisherigen Ansatz der „Regulierung durch Durchsetzung“ der vorherigen Regierung, so der Analyst. Die GENIUS- und STABLE-Gesetze könnten vereinheitlicht und noch vor der Augustpause verabschiedet werden, wodurch zentrale Regeln für Reserven, Compliance und Verbraucherschutz geschaffen würden. Unterdessen zielt der CLARITY Act darauf ab, die Zuständigkeiten von SEC und CFTC klarer zu regeln und so die Grundlage für eine langfristige politische Transformation zu legen, sagte er.

Unabhängig davon prüft die SEC derzeit rund 80 ausstehende Krypto-ETF-Anträge, darunter Multi-Asset-Fonds, Produkte mit Staking-Funktion und Einzel-Altcoin-ETFs für Kryptowährungen wie Solana, XRP, Litecoin und Dogecoin. Wichtige Entscheidungen zu diesen Anträgen könnten zwischen Juli und Oktober fallen, wobei die Ergebnisse laut Duong die Marktdynamik bis ins Jahr 2026 prägen dürften.

„Trotz der Risiken gehen wir davon aus, dass der Aufwärtstrend von Bitcoin anhalten wird“, schloss Duong. „Allerdings sind wir zwar von der Entwicklung von Bitcoin überzeugt, glauben aber, dass nur ausgewählte Altcoins je nach ihren individuellen Gegebenheiten gut abschneiden könnten.“