Ukraine: Gesetzesentwurf für Bitcoin in Währungsreserven

In der Ukraine haben Abgeordnete einen Gesetzesvorschlag eingebracht, der es der Nationalbank ermöglichen soll, virtuelle Vermögenswerte wie Bitcoin in ihre Gold- und Devisenreserven aufzunehmen. Der Entwurf mit der Nummer 13356 wurde am 10. Juni 2025 registriert und befindet sich derzeit in der 13. Sitzung der 9. Legislaturperiode.

In der Regel durchläuft ein Gesetzentwurf in der Ukraine mehrere Lesungen. Zunächst wird er in einem zuständigen Fachausschuss beraten – in diesem Fall voraussichtlich im Ausschuss für Wirtschafts- oder Finanzpolitik. Danach folgen bis zu drei Abstimmungen im Plenum, bevor ein Gesetz verabschiedet und dem Präsidenten zur Unterzeichnung vorgelegt wird. Erst dann tritt es in Kraft. Die „13. Sitzung“ bezieht sich auf den aktuellen Arbeitszyklus innerhalb der 9. gewählten Legislaturperiode des ukrainischen Parlaments. Gesetzesinitiativen in dieser Phase haben gute Chancen, innerhalb des laufenden Mandats behandelt zu werden – insbesondere wenn sie strategisch oder wirtschaftspolitisch bedeutsam sind.

Ziel des Vorhabens ist es, der ukrainischen Zentralbank das Recht einzuräumen, digitale Vermögenswerte wie Bitcoin zu halten – allerdings ohne verpflichtenden Charakter. Über Umfang, Zeitpunkt und Form der Aufnahme soll ausschließlich die Nationalbank im Rahmen ihres Ermessens entscheiden.

Der Abgeordnete Yaroslav Zhelezniak, einer der Initiatoren, betonte in einem öffentlichen Statement auf Telegram, dass die Abgeordneten überzeugt seien, dass dieser Schritt „die Ukraine in globale Finanzinnovationen integriert“. Eine kluge Verwaltung von Krypto-Reserven könne laut Zhelezniak zur Stärkung der makroökonomischen Stabilität beitragen und zugleich neue Potenziale für die digitale Wirtschaft eröffnen.

Zhelezniak verweist zudem auf internationale Entwicklungen. Die USA arbeiten an strategischen Krypto-Reserven, El Salvador hält bereits Bitcoin als Staatsreserve, und Länder wie China, Schweiz, Brasilien, Pakistan, Kirgisistan sowie einige EU-Mitgliedsstaaten – darunter Tschechien und Deutschland – prüfen ähnliche Maßnahmen oder haben Pilotprojekte gestartet.

In einem begleitenden Video äußerten sich neben Zhelezniak auch Petro Bilyk, Partner der Anwaltskanzlei Juscutum, und Kyrylo Khomiakov, Regionalleiter von Binance für Zentral- und Osteuropa, Zentralasien und Afrika. Sie begrüßten den Gesetzesentwurf als wichtigen Schritt hin zu einer modernen Finanzarchitektur in der Ukraine.

Krypto als Lebensader im Krieg

Bereits kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 wandte sich die ukrainische Regierung in einem beispiellosen Schritt an die weltweite Krypto-Community. Über offizielle Kanäle – darunter die Twitter-Accounts des Vizepremierministers Mykhailo Fedorov und des Ministeriums für digitale Transformation – wurden öffentliche Wallet-Adressen veröffentlicht. Innerhalb kürzester Zeit gingen Spenden in Form von Bitcoin, Ethereum, USDT und weiteren Kryptowährungen im Gesamtwert von über 100 Millionen US-Dollar ein. Diese Gelder wurden direkt zur Finanzierung lebenswichtiger Ausrüstung wie kugelsichere Westen, Nachtsichtgeräte, Medikamente und sogar Drohnen verwendet.

Die Aktion markierte einen historischen Meilenstein: Zum ersten Mal finanzierte ein Staat Teile seiner Verteidigung in Echtzeit über ein dezentrales, global zugängliches Zahlungssystem. Die Abwicklung erfolgte transparent über Plattformen wie Aid For Ukraine, das in Kooperation mit FTX, Everstake und dem ukrainischen Digitalministerium aufgebaut wurde. Die Empfängerseite koordinierte die Mittelverwendung über eigene Multisig-Wallets und veröffentlichte regelmäßig Berichte über die Ausgabenverwendung – ein Grad an Transparenz, der in konventionellen staatlichen Beschaffungsprozessen selten zu finden ist.

Diese intensive Nutzung von Kryptowährungen im Kontext eines heißen Konflikts hat weltweit Aufmerksamkeit erregt – und die Ukraine als Vorreiter in der Nutzung blockchainbasierter Finanzinstrumente etabliert. Sie gilt seither nicht nur als Verteidigerin ihrer staatlichen Souveränität, sondern auch als Pionierin digitaler Souveränität. Die heutigen Gesetzesinitiativen zur möglichen Integration von Bitcoin in die Währungsreserven erscheinen so als konsequente Fortsetzung einer bereits gelebten Praxis, die im Ausnahmezustand geboren wurde, aber nun regulatorisch verankert werden soll.