Tether plant erste vollständige Finanzprüfung: Das folgt für USDT

Tether plant erste vollständige Finanzprüfung: Das folgt für USDT

Stablecoin-Betreiber Tether plant die erste vollständige Finanzprüfung in der Geschichte des Unternehmens – das verriet Geschäftsführer Paolo Ardoino Benzinga jüngst in einem Gespräch.

Laut Ardoino sei es in der Vergangenheit nicht möglich gewesen, einen der vier großen Wirtschaftsprüfer davon zu überzeugen, Tethers Rücklagen zu prüfen und ein Attest auszustellen, das die Sicherheit des Unternehmens garantiert. Diese Attitüde habe sich in letzter Zeit merklich verändert, erklärt Ardoino.

“Es gibt eine 180-Grad-Wende. Seit letztem Jahr haben uns diese Firmen kontaktiert und sie waren sehr offen”, beschreibt er den Kontakt zu den bekanntesten Wirtschaftsprüfern Deloitte, EY, PwC und KPMG.

In seltenen Fällen haben sich Wirtschaftsprüfer einen Schritt in die Kryptobranche gewagt. So erstellte der Wirtschaftsprüfer Mazars 2022 einen Prüfbericht für die Krypto-Börse Binance. Nach dem FTX-Crash wollte die Handelsplattform so ihre Reputation retten. Der Vorgang endete in einem öffentlichen Desaster.

Die Krypto-Szene kritisierte den Bericht vehement, sodass Mazars eine Zusammenarbeit mit Binance anschließend blockierte und Dienste für Krypto-Firmen infolgedessen kategorisch ablehnte.

Laut Ardoino seien diese Vorgänge Schnee von gestern. Tether führe bereits ganz konkrete Verhandlungen, wonach eine Prüfung schon bald stattfinden soll. Schuld an der neuen Verfügbarkeit der Prüfer sei der politische Wandel, den die USA seit Januar unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump vollziehen.

Profitiert USDT wirklich von einer Finanzprüfung?

Seit 2017 ist Tether das Ziel großer Kritik an den Firmenreserven. Damals kam es nach einem Hackerangriff zur Vermutung, dass Tether nicht die US-Dollar-Reserven hielt, die es versprach.

Im Laufe der folgenden Jahre offenbarte, dass diese Befürchtung der Krypto-Gemeinde real war. Denn statt die Marktkapitalisierung des Stablecoins exakt mit US-Dollar-Rücklagen zu sichern, investierte Tether große Geldmengen in Investmentanlagen wie Staatsanleihen, um dadurch enorme Rendite zu erzielen.

Heute geht Tether mit der Reserve offener um. Der Skandal von damals scheint verwässert. Obwohl sich anfangs deutliche Kritik formierte, konnte Tether sein Wachstum fortsetzen und bis heute der größte Stablecoin bleiben.

Laut offiziellen Angaben von Tether werden heute weniger als 0,05 Prozent der Reserven in US-Dollar gehalten. Die größten Anteile nehmen Staatsanleihen, Rückkaufverträge, Geldmarktfonds, Bitcoin, besicherte Kredite und Edelmetalle ein.

Diese Reserven, die als Deckung des USDT dienen, präsentiert Tether selbst am 1. Mai 2025 auf seiner offiziellen Webpräsenz.

Eine Finanzprüfung könnte Tethers Reputation verbessern, sodass der Stablecoin-Herausgeber künftig wieder mehr Vertrauen genießt.

Recherchen von Blockchainwelt zeigen ohnehin, dass Tether durch das Investment der Reserve keinen Sonderfall einnimmt, sondern einen Standard der Industrie definierte, dem sich viele Stablecoin-Herausgeber seither anpassten.

USDC-Betreiber Circle (damals noch Centre) veröffentlichte seinen eigenen Stablecoin im Jahr 2018 im Zuge des Tether-Skandals und versprach, tatsächlich nur US-Dollar als Rücklagen anzulegen. Das Konzept ging zunächst auf, doch 2022 platzte der Betrug. Statt Bargeldeinlagen zu verwenden, investiert auch Circle seine Reserven.

2022 veränderte Herausgeber Centre die öffentliche Darstellung des USDC (links im Bild vorher, rechts im Bild nachher). Der Betrug fiel auf. Seit jeher steckte hinter dem USDC dieselbe Investmentstrategie wie hinter USDT. Coinbase trat später aus dem Konglomerat Centre aus. USDC wird heute nur noch von Circle betrieben.

Der Pax Dollar ist als einer von wenigen Stablecoins heute dafür bekannt, einen nur geringen Anteil der Reserve in Investmentanlagen zu investieren. Im Vergleich zu den Giganten USDT und USDC verfügt er jedoch nur über eine geringe Marktkapitalisierung.