TRON-ETF: Canary Capital setzt auf Skandal-Blockchain

Die Canary Capital Group hat in den USA bei der SEC einen Antrag auf Zulassung eines börsengehandelten Fonds gestellt, der sich auf den TRON-Token (TRX) konzentriert – inklusive Staking-Funktion. Der sogenannte „Canary Staked TRX ETF“ wäre der erste seiner Art in den USA und soll traditionellen Anlegern den Zugang zu der Kryptowährung TRON erleichtern.

Der Fonds soll den Spotpreis von TRX verfolgen, basierend auf Berechnungen von CoinDesk Indices, abzüglich der laufenden Gebühren. Für die Verwahrung der Token ist BitGo Trust Company zuständig. Ein Teil der TRX-Bestände soll über Drittanbieter gestakt werden, um zusätzliche Renditen zu generieren. Die Kontrolle über die Private Keys verbleibt laut Einreichung vollständig bei BitGo.

TRX ist der native Token der TRON-Blockchain, die 2017 gestartet wurde und auf ein Delegated Proof-of-Stake-Modell setzt. Die Plattform ist auf Content-Sharing, Gaming und DeFi-Anwendungen spezialisiert und kann bis zu 2.000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten. Der Markt reagierte neutral auf die Meldung und der TRX-Kurs liegt bei 0,24 US-Dollar und wechselte nicht in einen bullischen Trend.

Canary Capital ist nicht das einzige Unternehmen, welches von der neuen Regulierungslage in den USA profitieren will. So beantragte etwa 21Shares einen Dogecoin-ETF und VanEck einen Avalanche-ETF . Dabei zeigen diese Beispiele nur einen Bruchteil der Bemühungen diverser Unternehmen auf, in den USA einen breitgefächerten Markt für Krypto-ETFs zu etablieren.

TRON stand in Zentrum einer SEC-Klage

Justin Sun, der Gründer der TRON-Blockchain, gilt als eine der umstrittensten Persönlichkeiten im Kryptosektor – nicht nur wegen seiner öffentlichen Nähe zu Donald Trump, sondern auch aufgrund massiver Vorwürfe durch die US-Börsenaufsicht SEC. Im Mittelpunkt dieser Vorwürfe stand ausgerechnet die TRON-Blockchain selbst.

Im März 2023 reichte die SEC Klage gegen Sun und drei seiner Unternehmen ein. Sie beschuldigte ihn, über die TRON-Blockchain den TRX-Token als nicht registriertes Wertpapier angeboten und vertrieben zu haben. Darüber hinaus warf sie ihm Wash Trading vor – also das künstliche Aufblähen des Handelsvolumens durch sich selbst gegenüberstehende Käufe und Verkäufe, um Marktinteresse zu simulieren. Diese Marktmanipulationen betrafen direkt den TRX-Token und damit die Blockchain, die er selbst geschaffen hat. Die SEC unterstrich außerdem, dass Sun Prominente wie Lindsay Lohan, Jake Paul und Soulja Boy dafür bezahlte, TRX zu bewerben – ohne die Vergütung transparent zu machen, was gegen US-Recht verstößt.

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Vor diesem Hintergrund wirkt es mehr als fragwürdig, dass ausgerechnet TRON nun als Basis für einen potenziellen Spot-ETF in Betracht gezogen wird. Ein solcher Schritt würde ein Netzwerk institutionalisieren, das im Zentrum einer Marktmanipulationsklage stand – eine Klage, die zwar mittlerweile ruhend gestellt wurde, aber deren inhaltliche Vorwürfe weiterhin im Raum stehen.

Hinzu kommt Suns enge Verstrickung mit Donald Trump. Nach dessen Wahlsieg 2024 investierte Sun über seine Firma 30 Millionen US-Dollar in das Projekt World Liberty Financial , das direkt mit Trump und dessen Familie verknüpft ist. Diese Investition führte unmittelbar zu einem mehrstelligen Millionenbetrag für Trump, da die Tokenstruktur von WLF so aufgebaut ist, dass Einnahmen an ein Trump-nahes Unternehmen flossen. Später stockte Sun seine Investitionen auf insgesamt 75 Millionen US-Dollar auf – und äußerte öffentlich seine Bewunderung für Trump mit Aussagen wie: „Wenn ich mit Krypto Geld verdient habe, dann gebührt der gesamte Verdienst Präsident Trump.“

Vor diesem Hintergrund wirft die Möglichkeit eines TRX-ETFs grundlegende Fragen auf – nicht nur zur Regulierung von Blockchain-Projekten mit dubioser Vergangenheit, sondern auch zur Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der US-Aufsichtsbehörden. Eine derart enge Verflechtung von politischen Zielen, potenziell manipulierten Märkten und institutionellen Anlageprodukten bildet eine explosive Mischung.